Von Málaga aus machte ich mich wieder auf den Weg weiter Richtung Osten an die Costa Tropical. Wie schon im letzten Blog-Beitrag erwähnt, wird hier das ganze Gemüse und Obst, dass wir im Supermarkt kaufen können, angebaut. Ein Blick auf die Satellitenansicht von Google-Maps lies mich bereits das Ausmaß des Anbaus erahnen. Es ist dann aber nochmal etwas ganz anderes, wenn man ohne Probleme 15km nur durch Anlagen von Gewächshäusern fahren kann und das Ausmaß und die Folgen in der Realität selbst erlebt.

Doch zunächst ging es erst einmal auf tollen Radwegen raus aus Málaga. Dabei führte der Weg mich immer entlang des Mittelmeeres und durch manche Tunnel. So gefällt mir das – nicht den Berg hochfahren sondern einfach durchfahren – eine tolle Erfindung diese Tunnel. 😉


In den letzten Tagen hat der Wind deutlich zugenommen, doch bisher war er mein Freund und unterstützte mich eher als direkter oder seitlicher Rückenwind. Die mir entgegenkommenden Radreisenden taten mir echt leid. Ich dagegen musste an dem Tag lediglich in meiner Mittagspause am Strand mit Blick auf die wolkenverhangenen Berge aufpassen, dass mir mein Essen nicht vom Tisch geweht wird. 😉


Neben dem Wind nehmen auch die Berge immer mehr zu und das heißt mehr Anstiege und mehr Höhenmeter. Für diesen Tag hatte mir Komoot für das Etappenende drei Anstiege mit mehr als 10% vorausgesagt und so stellte ich mich frisch gestärkt nach der Pause schon mal mental darauf ein. Ich fuhr also weiter die Küstenstraße langsam hoch und machte immer wieder kurz Halt, um die tollen Aussichten auf türkisblaues Wasser zu genießen und festzuhalten. Als ich ein paar Kilometer gefahren bin, wunderte ich mich schon, da die steilen Anstiege ausblieben und ich immer nur gemächliche 5-8% Steigung zu meistern hatte. Als dann auch noch der Tunnel kam, der auf der Karte kurz vor der Abfahrt in den Ort, in dem ich auf einem Campingplatz übernachten wollte, eingezeichnet war, war ich total verwirrt. Aber anscheinend stimmte das Höhenprofil in Komoot nicht und ich blieb an diesem Tag noch einmal verschont. So darf das ruhig öfters sein. 😉








Auf dem Campingplatz angekommen, hatte ich die Wahl zwischen Plätzen direkt neben den Sanitärgebäuden oder einem kleinen dreieckigem Platz in einer Kurve zwischen zwei Wohnmobilen, bei denen die Besitzer nur ein bis zwei Meter von mir und meinem Zelt entfernt waren. Da ich nachts nicht von der Toilettenspülung geweckt werden wollte, nahm ich das kleine Plätzchen zwischen den Wohnmobilen. Prompt wurde beim Zeltaufbau auch direkt jeder meiner Handgriffe kommentiert und ich stand unter Dauerbeobachtung. Yeah – genau das was ich so mag. 🙂 Aber sie waren auch ganz nett und halfen mir mit einem Hammer aus, da ich mal wieder keinen einzigen Hering in den Boden bekam. Um mich der Dauerbeobachtung zu entziehen, gab es erst einmal einen „Tinto de Verano“, ein typisch spanisches Getränk aus Rotwein und Zitronenlimonade, am Strand.





Am nächsten Morgen kämpfte ich mich aus dem kleinen Örtchen am Meer wieder hoch zur Küstenstraße und war schon nach wenigen Kilometern völlig durchgeschwitzt und außer Atem. Das ist hier oft so, dass die Orte unten am Meer sind und die Straße oben in den Bergen entlang führt. Auch wenn mich die Höhenmeter immer noch fertig machen, ich kann andere Radreisende, die immer so von den Bergen schwärmen, verstehen. Vor allem die Kombination aus Bergen und Wasser ist für mich einfach toll. So habe ich immer eine tolle Aussicht, die mich von den Anstrengungen ablenkt.









Am Morgen warnte mich meine Wetter-App über starke Windböen mit bis zu 60kmh in der Nähe von Montril. An diesem Tag konnte ich selbst mit erleben, wie viel Kraft Wind haben kann. Auf der Geraden erwischten mich mehrere Böen und sie drückten mich mehrfach von der Seite fast in den Straßengraben. Da half nur noch eine Vollbremsung. Auch interessant ist es mit starken Rückenwind in einen Kreisverkehr zu fahren und nach links abbiegen zu wollen, denn der Wind wird dann in der Kurve zum Seitenwind und schiebt einen aus der Kurve, sodass ich auch hier wieder komplett abbremsen musste, um überhaupt in der Spur bleiben zu können. Nach den letzten Serpentinen in den Bergen, in denen der Wind hinter jeder Kehre gefühlt wieder gedreht hatte, kam ich dann doch etwas erschöpft am Zielort an. Die Abfahrt in den Ort ließ mich das Ausmaß des Gemüseanbaus schon langsam erahnen, denn vor lauter Gewächshäusern, konnte ich den Ort kaum sehen.


Der Ort selbst war wenig einladend, aber gut ich wollte ja sowieso nur eine Nacht bleiben. Dafür gab es am Abend zum Sonnenuntergang ein Spektakel am Himmel zu sehen. Denn der Himmel stand förmlich in Flammen und die Wolken bildeten spektakuläre Formationen, als ob gleich ein Raumschiff auf der Erde landen würde. Solch einen Sonnenuntergang habe ich das letzte mal vor acht Jahren in Neuseeland miterleben dürfen. Die Farben am Himmel änderten sich gefühlt minütlich von Rosa zu Lila bis er dann in orangen und roten Flammen stand. Da fehlten mir die Worte und ich brachte nur immer wieder eine „Wow!“ hervor.





Auf meiner nächsten Etappe ging es wieder immer entlang des Meeres nach Almerimar.





Ich machte machte wieder am Meer Halt für eine kleinen Snack. Ich entdeckte auch am zentralen Platz im Ort einen Bäcker, bei dem ich mich mit Brot und Croissants eindeckte. Da ich seit eine paar Tagen eine Sprachenlern-App nutze, um mein Spanisch wieder aufzufrischen, verstehe ich auch langsam die Rückfragen der Spanier und muss nicht mehr auf Englisch wechseln. Da meine Wasservorräte nach der Pause aufgebraucht waren, schaute ich mich nach einem Wasserspender um. Diese gibt es hier in Spanien oft am Strand in Form von Duschen oder als so kleine Trinkwasserbrunnen und genau so einen entdeckte ich auf dem Dorfplatz. Leider konnte ich keinen Knopf oder Hebel finden, um das Wasser zum Fließen zu bringen. Ich schaute an verschiedenen Stellen, z.B. auf dem Boden, weil ich auch schon beobachtet habe, dass man mit dem Fuß ein Knopf drücken muss. Ich wollte gerade wieder fahren, als ich jemanden rufen hörte. Ich schaute mich um, entdeckte aber niemanden. Bis ich am mehrstöckigen Wohnhaus gegenüber einen älteren Mann mit den Armen auf der Fensterbank lehnend sah. Er rief mir etwas zu, was ich nicht verstand und machte dabei aber immer eine Handbewegung, dass ich etwas drücken sollte. Anscheinend hatte er mich beobachtet und gesehen, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich den Wasserspender zu bedienen hatte. Als ich dann den Knopf fand und drückte, war es nur zu blöd, dass ich genau vor dem Wasserhahn stand und den Wasserstrahl, der in einem hohen Bogen aus dem Hahn kam, mich genau traf. Ganz zur Belustigung und Verzweiflung des alten Herren, der nur Kopfschüttelnd und die Hände über dem Kopf zusammenschlagend das ganze Spektakel beobachtete. Der hat sich wahrscheinlich auch nur gedacht: „Wie kann man so doof sein.“ 😀
Als ich dann am Nachmittag in Almerimar ankam, steuerte ich in der Nähe vom Hafen einen Wildcamping Spot an, aber irgendwie hatte ich bei dem Ort ein komisches Bauchgefühl. Also fuhr ich wieder 7km zurück, da ich hier andere Wohnmobile am Strand gesehen hatte, und suchte mir dort ein Plätzchen. Am Strand gab es sogar Duschen, bei denen das Wasser noch nicht abgestellt war und so konnte ich mein Nachtlager frisch geduscht beziehen.


Bereits auf der Etappe nach Almerimar, aber vor allem am nächsten Tag auf meiner Fahrt nach Almería war ich im Zentrum der Gewächshäuser-Anlagen angekommen. Ich fuhr viele, viele Kilometer auf kleinen Straßen zwischen den Gewächshäusern. Der Anblick war nicht schön, denn überall lagen neben nicht brauchbarem Gemüse, das so langsam vor sich hin verrottet, alte Plastikplanen und anderer Müll, als ob dieser auch irgendwann verrotten würde. Da dies aber nicht der Fall ist, türmt sich der Müll in den Straßengräben und auf freien Flächen zwischen den Gewächshäusern. Aber hier lag nicht nur der Müll von den Gewächshäusern sondern auch ganz normaler Müll, wie altes Kinderspielzeug oder leere Flaschen. Überall stank es. Also das Portugal und Spanien Probleme mit der Müllentsorgung haben, konnte ich schon seit Beginn meiner Tour hier im Süden beobachten. Aber die Müllsituation hier war noch einmal eine ganz Andere und stimmte mich nachdenklich.





Ich war froh, als ich das Gebiet verlassen und im nächsten Ort eine Pause in einem Café machen konnte, in dem ich zum ersten Mal ein typisch spanisches Frühstück probierte: „Tostadas con tomate y jamón“. Das ist ein halbes, längliches Brötchen, das von beiden Seiten getoastet und mit einer Tomatenpaste bestrichen wird. Dazu gibt es leckeren Jamón und Olivenöl. Das Café befand sich am zentralen Dorfplatz, auf dem gerade junge Mädchen und Frauen ihre Flamenco Künste zu lauter Musik zur Schau stellten.



Anschließend ging es zurück zum Meer und weiter nach Almería, wo ich mir eine Unterkunft für die nächsten Tage genommen habe.




Den nächsten Tag nutzte ich, um mir die Stadt anzuschauen und die 20 Grad im Schatten am Strand zu verbringen. Es war sogar warm genug, um nochmal ins Wasser zu springen, auch wenn das ziemlich kalt war und Schnappatmung bei mir verursachte. 😉











Da ich von der einzigen Wüste auf dem europäischen Kontinent, die sich landeinwärts ca. 25km hinter Alermiá befindet, gelesen hatte, verlängerte ich nochmal meinen Aufenthalt um zwei Nächte und machte gestern mit dem Rad ohne Gepäck einen Ausflug in die „Desierto de Tabernas“. Hier wurden wohl Western wie z.B. Winnetou gedreht, weshalb es hier auch verschiedene Filmstätten wie das Mini Hollywood gibt. 😉
Angekommen in der Wüste, schob ich mein Rad durch das trockene Flussbett und fühlte mich zwischen den hohen Felswänden wie in einem Canyon. Ich war von den Felsformationen und der Umgebung sehr beeindruckt. Zurück nach Almería rollte ich bergab mit Rückenwind, um hier heute noch einen Ruhetag zu genießen, bevor es dann morgen wieder weiter geht.










