Nach 184 Tagen auf Tour ist es nun soweit und meine Radreise kommt zum Ende. Aber zum Abschluss durfte ich auf den letzten vier Etappen von Almería nach Cartagena noch einmal ein paar Herausforderungen bewältigen – einfach kann ja jeder. 😉
Bereits am Abend vor meiner Abreise in Almería warnte mich meine Wetter-App vor Windböen von bis zu 65km/h für den nächsten Tag. Leider hatte in den letzten Tagen der Wind gedreht, sodass ich nun den starken Wind als Gegenwind hatte. Deshalb entschied ich mich bereits zum Sonnenaufgang in Almería loszufahren, da morgens der Wind noch nicht ganz so stark ist. So konnte ich bis mittags schon einige Kilometer machen. Um nochmal etwas Energie aufzutanken, legte ich noch eine Pause in einem Café in der letzten Ortschaft vor den Bergen ein. Hier traf ich auf eine kleine Gruppe von Rennradfahrern, die mich beim Verlassen des Cafés fragten wo ich heute hinfahre. Nachdem ich ihnen den Ort nannte, fragten sie mich, ob ich die Straße im Inland nehme oder entlang der Küsten fahre. Als ich antwortete, dass ich die Küstenstraße nehme, schauten Sie nur auf mein Rad und mein Gepäck und meinten, dass ein heftiger Anstieg kommen wird. Sie bestätigten aber auch, dass die Landschaft sehr schön ist und es sich lohnen wird. Also machte ich mich wieder auf den Weg. Zunächst ging es entlang des Wassers vorbei an einer Salzgewinnungsanlage und zum Aufwärmen durfte ich schon einmal einen kleinen Hügel hochfahren.



Auf dem Weg zum Endgegner des Tages, kamen mir zwei Bike-Packer entgegen. Sie warnten mich vor heftigem Wind oben auf dem Gipfel und meinten, dass ich schauen soll, dass ich immer an der Bergwand bleibe, da es die beiden gerade fast weggeweht hätte. Also kämpfte ich mich mein Fahrrad schiebend den Berg hoch. Zum Glück war ich auf dieser Seite des Berges halbwegs vor dem Wind geschützt.



Doch als ich am Gipfel ankam und um die Ecke bog, wusste ich was die beiden meinten. Der Wind war so stark, dass ich aufpassen musste, dass es mir meine Jacke beim Anziehen nicht wegweht und mein Rad nicht umfällt. Auf der anderen Seite führte ein Weg mit sehr grobem Schotter wieder hinunter. Da nun aber der Wind hinter jeder Kurve die Richtung änderte, schob ich mein Rad den Berg runter bis zu mindestens der Weg besser wurde. Dabei hatte ich eine grandiose Aussicht auf die Buchten entlang der Küste. Die Landschaft mit der kargen Vegetation und den roten Felsen erinnerte mich an Namibia.








Unten angekommen, kam mir Lies aus Belgien auf ihrem Rad entgegen und wir tauschten uns über unsere bisherige Radreise aus. Wir fanden es beide sehr schade, dass wir in entgegengesetzte Richtungen fuhren, da wir uns sehr gut verstanden.
Auf den letzten 12 Kilometern bis zum meinem Campingplatz durfte ich dann erleben, was es heißt mit 65kmh Gegenwind Rad zu fahren. Der Wind war so stark, dass ich selbst beim bergab Fahren ohne Treten von ihm komplett ausgebremst wurde. Die letzten Kilometer zogen sich wie Kaugummi. Völlig erschöpft kam ich am Campingplatz in Los Escullos an. Da auch für den nächsten Tag noch so heftiger Wind vorhergesagt war, legte ich spontan einen Pausentag ein und saß den Wind einfach aus.
Etwas erholt, startete ich wieder vor Sonnenaufgang meine nächste Etappe, da zwar etwas schwächerer Wind angesagt war, nur noch Windböen mit bis zu 45km/h, ich jedoch knappe 1.000hm an dem Tag vor mir hatte. So konnte ich aber noch die tolle Morgenstimmung und die Ruhe in den Bergen genießen, da noch kaum Autos unterwegs waren.



Auf dieser Etappe ging es die ganze Zeit durch die Berge, doch der größte Anstieg erwartete mich hinter Carboneras. Eine kleine Straße führte mich vom Meer in Serpentinen den Berg hinauf. Dabei wurde ich immer wieder von den Autofahrern mit Hupen und dem Daumen nach oben angefeuert.





Eigentlich hatte ich mir für diesen Tag wieder einen Campingplatz rausgesucht. Da es sich jedoch ziemlich abgekühlt hatte und ich durch das Schwitzen am Anstieg und den Abfahrten im Anschluss total durchgefroren war, buchte ich mir für diesen Tag ein Hotelzimmer in Mojácar. Zwei Minuten nachdem ich mein Hotelzimmer gebucht hatte, hielt neben mir ein Motorradfahrer an. Es stellte sich heraus, dass er auch schon Radreisender war und von 2010 bis 2014 auf einer Weltreise mit dem Rad war. Wir tauschten Nummern aus, um uns später in einem Pub zu treffen. Bei einem Getränk tauschten wir uns über seine und meine Radreise aus und er bot mir an, dass ich auch gern den nächsten Tag bei ihm einen Ruhetag einlegen könnte, falls ich wegen dem Wetter nicht weiterfahren wollte. Das Angebot nahm ich am nächsten Morgen an, da sich das Wetter nicht wirklich gebessert hatte. Er zeigte mir das kleine Dorf Mojácar in den Bergen und wir besuchten am Abend Freunde von ihm.












Am nächsten Morgen hatte der Wind deutlich abgenommen und es war wieder blauer Himmel und die Sonne zu sehen. Ab Mittag drehte dann auch noch der Wind, sodass ich endlich wieder Rückwind hatte. Es war ein richtig schöner Abschnitt entlang der Küste, aber auch wahnsinnig anstrengend. Leider habe ich mich von dem schönen Wetter, dem Rückenwind und der Tatsache, dass ich einen Pausentag hatte, verleiten lassen und habe mich etwas übernommen. Am Ende des Tages standen 90km und über 1.000hm auf meinen Tacho und es war der anstrengendste Tag auf meiner ganzen Radreise.







Auf meiner allerletzten Tagesetappe in Spanien hieß es dann noch einmal einen letzten Berg zu bezwingen, bevor es dann 18km bergab nach Cartagena ging. Auch diesen musste ich wieder hoch schieben, da in den letzten Tagen meine Beine einfach nicht mehr mit machten. Ich kam kaum noch Anstiege hoch und bei jeder kleinen Anstrengung hab ich geschwitzt, als ob ich gerade in einer Sauna sitzen würde. Irgendwie zeigte mir mein Körper gerade die rote Karte.




In den Tagen zuvor hatte mir die Fluggesellschaft meinen gebuchten Flug von Valencia nach Stuttgart storniert und mich auf eine Verbindung über Hamburg umgebucht. So hatte ich nun die Wahl entweder über Hamburg zu fliegen oder auf einen Flug nach Stuttgart am 23. oder 26. Dezember umzubuchen. Aus persönlichen Gründen wollte ich unbedingt den Flug am 23. Dezember erwischen. Deshalb ging es dann am nächsten Tag mit dem Zug auch gleich weiter nach Valencia. In Valencia angekommen, hatte ich nun noch einen halben Tag um alles für das Verpacken meines Fahrrads und meine Gepäcks zu organisieren. Zum Glück hatte ich schon vor ein paar Tagen einen Fahrradkarton in einem Radladen zurücklegen lassen, den ich nur noch abholen musste. Verpackungsmaterial und einen großen Umzugskarton für meine Taschen fand ich im Baumarkt und nachdem ich mir sicher war, dass ich alles verstaut bekomme, buchte ich abends dann meinen Flug um auf den nächsten Tag.
Das Taxi zum Flughafen hatte ich extra sehr zeitig bestellt, da ich schon so eine Ahnung hatte, dass es bei der Taxigröße Probleme geben könnte, obwohl ich extra bei der Buchung die Abmaße des Fahrradkartons mit angegeben hatte. Und so kam es dann auch – der Taxifahrer wollte es zwar nicht wahrhaben und drückte fast den Karton kaputt, sah dann aber doch ein, dass er nicht in das Auto passen würde. Beim nächsten Taxi hatte ich Glück – sowohl der Fahrradkarton als auch der Umzugskarton mit meinen Taschen hatten Platz. Und so bin ich nun wieder in Stuttgart angekommen und meine Radreise geht nun zu Ende.

Hier noch ein paar kleine Auswertungen zum Abschluss:
- #Gesamtkilometer: 7.506km
- #Gesamthöhenmeter: ~30.000m
- #Tage auf Tour: 184
- #Stunden im Sattel: 416h
- #technischer Defekte: 0
- #Platten: 0
- #Einladungen zum Übernachten: 2
- #Übernachtungen im Zelt: 64
- #Übernachtungen in fester Unterkunft (bezahlt): 106
- #Übernachtungen in fester Unterkunft (kostenlos): 13
Du kannst so unglaublich stolz auf dich sein! Wahnsinns Leistung!
Und willkommen Zuhause! 🙂
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