Nach der kurzen Durststrecke was die Temperaturen angeht, bin ich nun an der Costa des Sol am Mittelmeer mit reichlich Sonne und vor allem angenehmen Temperaturen mit bis zu 21 Grad gesegnet. D.h. die langen und warmen Klamotten habe ich wieder tief in den Taschen verstaut und ab mittags kann ich sogar wieder ohne Probleme im T-Shirt fahren – und das im Dezember! 😀
An meinem Ruhetag in Conil de la Frontera, schaute ich mir noch das kleine Örtchen an und machte einen kleinen Spaziergang am Strand. Zum Sonnenuntergang gönnte ich mir noch eine Portion Churros, ein für Spanien typisches frittiertes Gebäck, das man in eine Kakao-/Schokoladensauce taucht. Also eine pure Kalorienbombe, aber egal – ich bin ja mit dem Fahrrad unterwegs. 🙂










Am nächsten Tag ging es für mich weiter auf dem Rad mit Tarifa als Tagesziel, wo das Mittelmeer und der Atlantik ineinander übergehen. Die Etappe war echt super schön. Zum einen weil es sehr oft tolle separierte Radwege gab z.T. mit Blick auf den Atlantik und zum anderen führten auch immer wieder Holzstege direkt zum Strand. In El Palmar de Vejer, beobachtete ich bei einem Tee vom Holzsteg aus, die vielen Surfer, die im Wasser auf die perfekte Welle warteten.





Nach der kleinen Pause musste ich ordentlich in die Pedalen treten, um den kurzen knackigen Anstieg in einem Naturschutzgebiet zu bezwingen, aber mit kurzen Pausen zwischendrin, hab ich auch das geschafft.



Auf dem Campingplatz vor Tarifa quartierte ich mich für zwei Nächte ein, da es am nächsten Vormittag noch regnete. So kochte ich mir zum ersten Mal mein Frühstück im Vorzelt. Bisher habe ich mich selbst bei kalten Temperaturen immer aus dem Schlafsack gequält und draußen gekocht, da ich immer Angst hatte, dass mein Zelt beim Kochen im Vorzelt in Flammen aufgeht. 😉 Aber siehe da, es funktioniert gut und ohne Probleme, sodass ich mein Porridge und meinen Kaffee noch direkt aus dem warmen Schlafsack heraus genießen konnte. 🙂


Den Nachmittag nutzte ich und fuhr die 10km bis nach Tarifa. An der Küste wehte es mir ordentlich den Sand und das Wasser um die Ohren, so stark waren der Wind und die Böen. Tarifa ist nicht ohne Grund ein Mekka für Wassersportbegeisterte. 😉 Zum Glück war es in der Altstadt mit den kleinen, verwinkelten Gassen etwas windstiller.






Zurück auf dem Campingplatz machte ich noch einen kleinen Ausflug an den Strand und zur Sanddüne „Duna de Valdevaqueros“. Von der Küste von Tarifa, ist Afrika nur noch ein Katzensprung entfernt. Man kann bei guter Sicht sogar die Gebäude an der Küste auf dem anderen Kontinent sehen.




Für den nächsten Tag stand mir wieder eine kleine Bergetappe bevor. Es ging direkt in Tarifa los und ich arbeitete mich langsam aber stetig auf dem Seitenstreifen den Berg hoch. Dabei lohnte es sich öfters mal einen Blick über die Schulter zu werfen, denn da eröffnete sich mir ein toller Ausblick auf Tarifa, die Umgebung und das Meer.






Oben angekommen, zog ich mich für die anstehende Abfahrt warm an und dann ging es mit 45kmh den Berg wieder runter nach Algeciras mit Blick auf den Fels von Gibraltar.


Es gibt schönere Orte als Algeciras, weshalb es auf den Radwegen direkt durch die Stadt nach La Linea de la Concepción ging, wo ich mir schon bei Googlemaps einen Spot zum Wildzelten am Strand rausgesucht hatte. Der Weg dorthin wurde leider nicht schöner und führte mich durch ein Erdgas Industriegebiet.


Aber gut, umso schöner war dann der Wildcamping Spot, der total ruhig gelegen war und auch das Mittelmeer, an dem ich nun offiziell angekommen war, war sehr ruhig. Vom Strand aus hatte ich wieder einen tollen Blick auf den Fels von Gibraltar.




Zu mir gesellten sich noch drei andere Deutsche und so war ich nicht ganz allein am Strand. Mit Stefan kam ich direkt ins Gespräch und er lud mich auf einen Kaffee und Schokolade ein. Er war selber schon mit dem Fahrrad in den 90ern in Neuseeland unterwegs und hatte dort sehr viel Gastfreundschaft erlebt und möchte dieses an andere zurückgeben. Deshalb verstand er sehr gut was es hieß mit dem Rad unterwegs zu sein und wusste wie sehr man sich über jeden kleinen Luxus freut. 🙂 Er war mit einem umgebauten Pickup und Dachzelt unterwegs. Stefan war selbst schon sehr viel in seinem Leben gereist und hat in verschiedenen Ländern als Tauchlehrer gearbeitet. Gerade ist er Frührentner und genießt die Freiheit mit seinem Pickup. Am nächsten Morgen bekam ich zu meinem Porridge noch einen richtig guten Kaffee und Joghurt und wir unterhielten uns über seine bisherigen Reisen.
Für mich ging es dann frisch gestärkt weiter entlang der Küste und ich musste direkt einen Kaltstart hinlegen, da hinter La Linea de la Concepión ein heftiger Anstieg auf mich wartete. Komoot sagte mir im Höhenprofil, dass es an einer Stelle 28% Steigung sein sollten, was ich aber nicht so richtig glauben wollte, da die Daten nicht immer stimmen und es oftmals gar nicht so schlimm ist. Aber Komoot sollte mit seiner Prognose eines heftigen Anstiegs recht behalten. Ob es nun wirklich 28% waren – keine Ahnung, aber es waren definitiv mehr als 14%, da ich die zuvor geschafft hatte hochzufahren. Ein ausgewaschenes Schild warnte auch vor der Steigung. Ich überlegte, ob ich nicht meine Taschen abmachen sollte und das Rad separat hochschieben sollte, aber ich entschied mich dafür, es zunächst mit Gepäck zu probieren – man ist ja faul. 😉 Zwar war es sau anstrengend und ich musste mich mit meinem vollen Körpergewicht gegen den Lenker lehnen, aber Zentimeter für Zentimeter kämpfte ich mich den kurzen, steilen Anstieg hoch. Oben musste ich erst einmal kurz eine Pause im Sauerstoffzelt einlegen, aber es bot mir noch einmal einen Ausblick auf den Fels von Gibraltar. Das war bisher der steilste Anstieg auf meiner Tour – ich hoffe er bleibt es auch. 😉


Anschließend ging es dann zurück an die Küste. Ich kam von einer Nebenstraße, bog im Kreisverkehr in ein Wohngebiet ab und war schon überrascht, da sich vor mir ein Wachhäuschen mit Schranken befand. Im ersten Moment dachte ich, dass man hier nicht durchfahren kann, aber das Wachpersonal öffnete mir die Schranke als sie mich sahen und ich konnte ohne Probleme durchfahren. Kurze Zeit später wusste ich auch warum – ich war in einem Viertel der Reichen und Schönen gelandet. Überall fette Villen mit hohen Zäunen oder Hecken, gepflegte und palmengesäumte Straßen und ein Luxusauto nach dem anderen. Als ich wieder am Meer war, gab es dazu dann auch noch den passenden Yachthafen und Wohnkomplexe mit einer Art Lagune zwischen den Gebäuden, in der es dann auch direkt die Bootsanlegestelle am Gebäude gab. 🙂 Ich merkte deutlich, dass ich nicht mehr weit von Marbella entfernt war.





Für mich ging es dann weiter Richtung Estepona, wo ich mir einen Campingplatz rausgesucht hatte. Leider muss ich in dem Abschnitt von Spanien immer wieder auf dem schmalen Seitenstreifen auf der Schnellstraße fahren, da es oft keine andere Möglichkeit gibt: links die Berge, rechts das Mittelmeer und dazwischen gehen entlang der Schnellstraße die Ortschaften ineinander über. Da die Fahrt entlang der Schnellstraße laut und anstrengend ist, versuche ich wo immer es geht in den Orten entlang der Promenade zu fahren. Zu dieser Jahreszeit ist in den meisten Orten auch nicht so viel los, sodass man tatsächlich mit dem Fahrrad dort gut vorwärts kommt.





Nachdem ich dann endlich am Campingplatz ankam, wurde ich nach 6.5 Monaten auf dem Rad das erste Mal auf einem Campingplatz abgewiesen, weil er ausgebucht war. Man muss dazu sagen, dass dieses Wochenende in Spanien ein verlängertes Wochenende ist, da am Montag und heute Feiertage sind und demnach auch viele Spanier unterwegs sind. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass man als Radfahrer mit Zelt auf einem Campingplatz abgewiesen wird. Also bin ich weitergefahren auf der Suche nach einem Wildcampingplatz, allerdings war nichts Richtiges dabei. Das ist hier an der Costa del Sol aber auch echt schwierig, da alles einfach so wahnsinnig voll gebaut ist und die Orte teilweise fließend in einander übergehen. Der nächste Campingplatz war 25km entfernt. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mir spontan noch eine Unterkunft zu suchen. Ich hatte Glück und in einem Ort nur wenige Kilometer von mir entfernt, konnte ich noch ein Zimmer für 50€ ergattern, alle anderen freien Zimmer in den Hotels kosteten 100€, 200€ oder auch mal tatsächlich 300€. Puh – Glück gehabt. 😉
Meine nächste Etappe führte mich nach Marbella und an diesem Tag hatte ich bzgl. der Strecke Glück. Ich musste nur kurze Abschnitte am Anfang auf der Schnellstraße fahren, da ansosten am Wasser direkt ein „Senda litoral“, zu dt. ein Küstenweg, entlang führte, der auch für Radfahrer geeignet war. Oft sind diese Küstenwege Holzstege, die die Promenaden der Orte miteinander verbinden. So ging es dann zum größten Teil sehr entspannt bis nach Marbella.




In Marbella angekommen, legte ich in den kleinen, süßen Gassen bei Sangria und Tapas meine Mittagspause ein. Ich war von der Altstadt Marbellas sehr positiv überrascht – ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie so schön ist.








Diese Etappe war mit 35km sehr kurz und so hatte ich genügend Zeit, den Tag am Strand mit einem Picknick und mit einer kurzen Abkühlung im Mittelmeer hinter Marbella ausklingen zu lassen. Ich wartete bis die Sonne unterging und baute dann mein Zelt direkt hinter den Dünen auf.




Da die Sonne erst kurz nach 08:00 Uhr morgens aufgeht und ich zu dieser Zeit schon wach bin, kann ich nun oft den Sonnenaufgang live beobachten.




Je näher ich Richtung Málaga kam, desto wärmer wurde es und so fuhr ich am nächsten Tag bei 20Grad in Malaga ein. 🙂 Die Etappe dahin war recht unspektakulär, da der Küstenabschnitt wieder sehr bebaut war. Zu mindestens gab es entlang der Abschnitte auf der Schnellstraße einen kleinen Betonstreifen hinter den Leitplanken, der mich von den Autos trennte.


In Málaga habe ich mir nun für 3 Nächte ein Zimmer in einer Unterkunft genommen, um mich auszuruhen und mir die Stadt anzuschauen.












Morgen sattle ich dann wieder meinen Panzer und wir machen uns auf den Weg Richtung Osten an die Costa Tropical, wo Avocados und Bananen angebaut werden. Hier kommen nochmal ordentliche Anstiege auf mich zu. 🙂