Bisher war die lettische Küste mein Top Favorit auf meiner Radreise. Doch was soll ich sagen? Die Küste von Portugal hat es in nur wenigen Tagen auf meiner persönlichen Bestenliste ganz nach oben geschafft. 🙂 Ich bin bisher absolut begeistert und kann nur jedem eine Radreise in Portugal entlang der Küste empfehlen – vor allem jetzt zu dieser Jahreszeit. Es ist mit 17-19 Grad im Schatten, aber so um die 25 Grad in der Sonne, immer noch angenehm warm und es ist Nebensaison und somit ist sehr wenig los – sowohl auf den Straßen, als auch auf den Campingplätzen und an den Stränden. Zwar ist die Strecke entlang der Küste sehr hügelig bis bergig und somit kommt man ordentlich ins Schwitzen, aber die Aussicht, die man von oben hat, entlohnt für alle Strapazen! 🙂
Nachdem ich mir Lissabon noch über das Wochenende angeschaut habe, ging es am Montag Morgen von meinem Hostel aus los. In einigen Straßen in Lissabon, wurden während der Corona Zeit, Parkplätze entlang der Straßen kurzer Hand zu Fahrradwegen umfunktioniert. Zwar enden diese manchmal einfach mitten an einer Kreuzung und man weiß nicht so richtig, wie man weiterfahren soll, aber es ist ein Anfang.

Auf einem dieser Fahrradwege, wartete an einer Ampel eine Frau auf dem Rad hinter mir. An der nächsten Ampel quatschte sie mich an und wir kamen ins Gespräch. Sie zeigte mir den Weg ans Wasser und während wir uns austauschten, stellten wir fest, dass sie eine gute Freundin meines Warmshower Hosts in Lissabon ist. Wie klein die Welt doch ist. 🙂
Für mich ging es dann entlang der Wasserfront zum Fährhafenterminal, da ich auf die andere Seite des Flusses musste und man keine der Brücken mit dem Rad überqueren darf. Ich war froh, dass die Fähren an dem Tag überhaupt fuhren, da ich am Tag zuvor herausgefunden hatte, dass in der Woche die Mitarbeiter streiken und deshalb viele Fähren ausfallen würden. Auf der anderen Seite angekommen, führte mich meine Route nach kurzer Zeit entlang des Atlantiks, wo ich dann erst einmal in einem Café eine Pause einlegte und es mir bei einem Cappuccino in der Sonne gut gehen ließ. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie gut es getan hat die Sonnenstrahlen auf meiner Haut zu spüren und in kurzer Hose und T-Shirt fahren zu können. Nach den kalten Bedingungen im Baltikum, genoss ich nun jeden einzelnen Sonnenstrahl. 🙂
Die weitere Route führte mich zunächst über ruhige und abgelegene Straßen, später dann jedoch durch ein dicht besiedeltes Stadtgebiet, in dem es mit dem ganzen vielen Verkehr entsprechend anstrengend war zu fahren. Am Nachmittag erreichte ich dann wieder den Atlantik und schlug mein Nachtlager in der Nähe des Strandes unter einem großen Pinienbaum abseits des Weges auf. Es war meine erste Wild-Camping Erfahrung und so richtig konnte ich am Anfang nicht schlafen, da auch spät abends immer noch Autos zum Aussichtspunkt mit Treppe zum Strand gefahren sind. Anscheinend nutzen junge Leute diese Sand- und Schotterpiste auch, um mal so richtig den Motor des Autos aufheulen zu lassen und zu testen, wie schnell das Auto beschleunigt. Nachdem dann aber Ruhe einkehrte, hab ich eigentlich gut geschlafen.
Die Treppe war dann auch gleich am nächsten Morgen mein Frühstücksspot – besser als mit Frühstück & Ausblick auf den Atlantik kann ein Tag gar nicht starten. 🙂






Am nächsten Tag sollten die ersten Höhenmeter auf dem Programm stehen. Das dies meine erste Bergetappe werden würde, ahnte ich allerdings morgens noch nicht. Ich machte mich nach dem Frühstück gestärkt auf den Weg und stattete dem Cabo Espichel einen Besuch ab und anschließend ging es dann immer mal wieder auch über Schotterwege weiter.





Dann kam der geplante Anstieg und ich war sehr stolz auf mich diesen erfolgreich gemeistert zu haben, da ich Berge von meiner bisherigen Tour überhaupt nicht gewöhnt bin und durch die Pausenwochen auch nicht wirklich mehr in Form bin. Ich genoss die Aussicht von oben, bog an der Abzweigung nach Setúbal ab und freute mich über die grandiose Abfahrt wieder runter zum Wasser.

Nach ungefähr einem Drittel der Abfahrt sah ich am Straßenrand eine andere Radfahrerin, die mir zu winkte. Ich dachte noch: „Ach die will quatschen, das ist ja nett.“ 🙂 Ich stoppte und sie fragte mich, ob ich auch nach Setúbal will. Ich sagte ja und dann eröffnete sie mir, dass ich alles wieder hochfahren muss und der anderen Bergstraße folgen muss, da unten die Straße gesperrt sei und man nicht weiter kommt. Die Arme musste, die gesamte Strecke von unten ihr Fahrrad wieder hochschieben, da an Fahren bei dieser Steigung nicht mehr zu denken war. Und so begann meine erste Bergetappe. 🙂
An diesem Tag habe ich dann auch das portugiesische Wort für Umleitung gelernt, denn an dem Abzweig stand ein gelbes Schild mit den Worten „Desvio Setúbal“, allerdings war der andere Wegweiser mit der Aufschrift „Setúbal“ nicht wie bei uns durchgestrichen, sodass ich das Umleitungsschild gar nicht wirklich wahrgenommen habe. Wieder was gelernt. 😉
Auf dem Weg nach oben, musste ich mich mit voller Kraft gegen meinen Lenker stemmen, um das Rad überhaupt nach oben schieben zu können. Dabei lief der Schweiß übers Gesicht und ich musste aller paar hundert Meter kurz anhalten und Pause machen. Die mich überholenden Autos und Mopeds feuerten mich mit Hupen und dem Daumen nach oben an. Am höchsten Punkt des Berges lag mir Setúbal und die Halbinsel Tróia mit seinem Strand und den vorgelagerten Sandbänken im türkisfarbenen Ozean zu Füßen.


Aber auch die kilometerlange Abfahrt entschädigte neben der tollen Aussicht für die Strapazen. In Setúbal angekommen, gönnte ich mir für diese Nacht ein Hotelzimmer und schlenderte noch ein wenig durch die Stadt, bevor es am Abend dann die ersten Tapas und den ersten Sangria gab. 🙂



Die nächste Etappe startete vormittags wieder mit einer Fährfahrt. Dieses Mal setzte ich auf die Halbinsel Tróia über. Nach den ersten Kilometern entlang einer Straße führte mich an diesem Tag meine Etappe durch Reisfelder bis ich schließlich am frühen Nachmittag am Strand von Melides ankam. Da es in der Sonne sehr warm war, schnappte ich mir meine Picknickdecke, zog meinen Bikini an und legte mich an den Strand und ließ dort den Nachmittag ausklingen. An diesem Strand hatte der Atlantik schon eine sehr starke Brandung und so donnerten die Wellen nur so gegen den Strand. Am Strandzugang gab es sogar eine Dusche, sodass ich dann kurz vor Sonnenuntergang frisch geduscht hinter den Dünen mein Zelt aufbaute und dann den Sonnenuntergang genoss.







Da ich wie gesagt noch nicht wieder richtig in Form bin, ging es am nächsten Tag weiter nach Porto Covo auf einen Campingplatz, auf dem ich dann einen Pausentag einlegte.
Auf der Fahrt dort hin, ging es auf einer kleinen Straße parallel zur Autobahn. Auf der Auffahrt zur Autobahn entdeckte ich ein merkwürdiges Schild, dass besagte, dass man nicht mit dem Fahrrad oder als Fußgänger die Autobahn befahren darf. Zusätzlich wurde aber auch noch darauf hingewiesen, dass man doch bitte auch nicht mit seinen Tieren oder Karren auf die Autobahn soll. Keine Ahnung mit was die Leute hier versuchen auf die Autobahn zu fahren, sodass dieses Schild notwendig ist. 😀

Meine Pause legte ich in Sines ein, einer kleinen Stadt direkt am Atlantik mit einer tollen Aussicht und einem gläsernen Aufzug der einen nach oben in die Stadt bzw. nach unten an den Strand befördert.





Der Abschnitt von Sines bis nach Porto Covo führte entlang einer Küstenstraße immer entlang des Atlantiks mit vielen Surfspots und tollen Steilküsten.




Porto Covo ist ein kleines, ruhiges Dorf mit einer wahnsinnig schönen Steilküste.










Abends fand auf dem Dorfplatz ein Kastanienfest statt, auf dem geröstete Kastanien und Wein kostenlos ausgegeben wurden.


Meinen Pausentag verbrachte ich mit einem Spaziergang entlang der Steilküste und in der Sonne am Strand. Kurzzeitig hatte ich sogar vor ins Wasser zu springen – nachdem die Füße aber im Wasser waren, war es mir doch ein wenig zu frisch. Ich hoffe einfach mal, dass das Wasser unten im Süden an der Algarve bzw. das Mittelmeer in Spanien noch ein wenig wärmer ist. 😉
Frisch ausgeruht ging es dann am nächsten Morgen auf Schotter- und Sandpisten gleich voll ins Eingemachte. Ich kam nur mühsam voran, aber so konnte ich die grandiose Aussicht einfach noch ein bisschen länger genießen.


Ich muss sagen jede Etappe setzt nochmal eins auf die vorherigen drauf und bietet noch schönere und atemberaubende Ausblicke. So kam ich mittags in der Stadt Villa Nova de Milfontes an, welche am Atlantik und am Fluss Rio Mira liegt. Vom Aussichtspunkt am Atlantik hatte ich eine tolle Aussicht auf die Stadt selbst und den endlosen Strand.




Die Nachmittagsetappe führte mich an vielen Gewächshäusern, Gemüsefeldern und Blumenplantagen entlang bis zum Leuchtturm am Cabo Sardao. Hier kommt also unser Gemüse aus dem Supermarkt her 😉





Auf meiner Schlussetappe nach Zambujeira do Mar, wo mein Campingplatz für diese Nacht war, traf ich eine andere Radreisende. Sie kam vor 3 Monaten aus Chile nach Portugal, um hier zu arbeiten. Nachdem sie ein wenig Geld zusammengespart hatte, kaufte sie sich ein gebrauchtes Rad und Radtaschen und fährt nun vom Süden in den Norden von Portugal.
Auf dem Campingplatz angekommen, war es an diesem Tag so eine Sache mit dem Zeltaufbau. In Portugal sind die meisten Campingplätze nicht auf einer Wiese sondern auf harten, sandigem Boden. D.h. man hat so einen halben Zentimeter Sand und darunter ist der Boden einfach nur bretthart, sodass ich meine Heringe nicht wirklich in den Boden bekam. Zum Glück konnte ich mir an der Rezeption einen Hammer ausleihen und so konnte ich doch noch unter den Eukalyptusbäumen nächtigen. 😉

Schon als ich in Zambujeira do Mar angekommen war, ahnte ich beim Anblick der Küste und einem Blick auf meine Karte, dass mich am nächsten Morgen ein Kaltstart erwarten würde. Denn die Eurovelo Radroute führte auf der anderen Seite die Küste hinauf und es sah nach einer ordentlichen Steigung aus.

Und so kam es dann auch am nächsten Morgen. Leider kann man gar nicht so richtig Schwung holen beim runter fahren, da unten auf einmal die Teerstraße in eine Pflasterstraße wechselt, auf der man leider noch schlechter bergauf kommt als ohnehin schon.

Oben angekommen erwartete mich ein kleiner Zoo samt Zebras, Vogel-Sträußen und vielen mehr.




Die Tour heute hatte es echt nochmal in sich, denn immer wieder ging es hoch und runter. Ich hatte ordentlich zu kämpfen, wurde aber immer wieder auch mit tollen, langen Abfahrten, super Ausblicken und kleinen, süßen Dörfern belohnt.






Morgen komme ich dann im Süden in Sagres an der Algarve an. Ich bin schon sehr gespannt was mich dort erwartet. 🙂
Hallo Susann, die super Aussichten sind die Entschädigung für die körperlichen Belastungen
Nach der Pause die Du hattest, tolle Leistung!
Wir sind schon gespannt auf den nächsten Block.
LG. aus Klitzschen
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Ich kann dir sagen, was dich in Sagres erwartet: Mein Keramik-Shop! 😉
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Bin schon in Lagos 😉
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