Nachdem ich in Polen vor einigen Wochen die Ostseeküste verlassen habe und anschließend eher im Inland Polens und Litauens unterwegs war, bin ich nun endlich wieder auf dem Ostseeküstenradweg unterwegs. Lettland hat eine wunderschöne Küste – weiße und einsame Strände, Steilküste, Dünen, Kiefernwälder. Ein absoluter Traum und seitdem ich wieder an der Küste unterwegs bin, weiß ich auch, was ich die letzten Wochen vermisst habe. 🙂
Die letzte Etappe begann in Kleipeda und nachdem die Radfahrtage zuvor doch eher kühl und nass waren, besorgte ich mir in der Stadt noch eine Thermoskanne, die mich nun mit heißem Tee in meinen Pausen aufwärmen sollte. Als ich Kleipeda am 01. September morgens stadtauswärts verließ, hörte ich auf einmal von einem Platz laute Musik und viele Menschen waren auf diesem versammelt. Ich stoppte kurz, um zu schauen, was der Grund der Musik und Versammlung war. Es war in Litauen an diesem Tag der erste Schultag nach den Sommerferien und dies wird anscheinend ordentlich gefeiert. Die Schüler verschiedener Jahrgänge waren alle ganz chic angezogen und hatten Blumen in den Händen. Auf dem Platz spielte eine Band und einige der Schüler tanzten. Leider habe ich nur das Ende der Zeremonie mitbekommen, denn kurz darauf, verließen die Schüler und Eltern den Platz. Auf der weiteren Fahrt kam ich an einer Schule vorbei und auch hier wurden die Schüler mit Musik begrüßt. Mal eine ganz andere Art das neue Schuljahr zu beginnen. 🙂

Über den Abschnitt von Kleipeda nördlich zur Grenze nach Lettland hatte ich schon Gutes gehört und ich wurde nicht enttäuscht. Er führte über separate, geteerte Radwege durch den Wald und hatte so einige schöne Rastplätze und Aussichtspunkte an der Ostseeküste und an einem See zu bieten, sodass meine neuste Errungenschaft gleich zum Einsatz kam.






Der EV10 führte mich auf litauischem Boden noch durch Palanga und Sventochi, beides Badeorte direkt an der Küste. Da die Sommerferien in den baltischen Staaten nun vorbei sind, ist auch die Saison zu Ende und so konnte ich mal erleben, wie ein Touristenort in der Nebensaison aussieht: viele kleinen Cafés hatten schon geschlossen und auch die Promenade sah mit den Verkaufsständen etwas verlassen aus.

Ein paar Kilometer später, hatte ich dann auch die Grenze zu Lettland erreicht und betrat stolz wie Oskar mein viertes Land auf meiner Reise. Wahnsinn, dass es ich es nun schon soweit geschafft habe und das alles aus eigener Muskelkraft. 🙂


In Lettland hatte ich es nicht mehr weit bis zu meinem Campingplatz. Da ich nun wieder an der Ostsee war, wollte ich auch endlich die Ostsee und den Strand wieder sehen, denn die Straßen die ich fahre, sind die meiste Zeit nicht direkt an der Küste, sondern doch etwas davon entfernt. Deshalb hatte ich mir in Pape einen Campingplatz mit direktem Strandzugang ausgesucht – nur der Weg zu dem Campingplatz sollte laut Bewertungen sehr abenteuerlich sein. Ich entschloss mich dazu, mir einfach selbst die Straße anzuschauen und dann zu entscheiden, ob ich sie fahre oder nicht. An dem Abzweig angekommen, konnte ich erkennen, dass sie eher ein Waschbrettprofil hatte, aber sie sah noch befahrbar aus. Also fuhr ich die letzten 10km zum Campingplatz direkt an die Küste und es hat sich gelohnt: leerer Campingplatz und einsamer Strand mit einer ordentlichen steifen Brise.











Das Wetter an der Küste hat quasi an den Tagen im 10min Takt zwischen Sonne, dunklen Wolken und Regen gewechselt und so bildeten sich auch immer wieder Regenbogen.


An diesem Vormittag lernte ich auch schnell: wenn eine dunkle Wolke am Himmel zu sehen ist und sie der Wind in deine Richtung weht, dann hol die Regenklamotten schon mal vorsorglich raus. So schnell wie der Regen kam, konnte ich mein Regenponcho und die Schuhüberzieher gar nicht anziehen und somit war ich dann erst einmal ein wenig nass. Die Klamotten trocknen bei der Fahrt relativ schnell, leider aber nicht die Schuhe und zusammen mit dem kalten Gegenwind, war die Fahrt an dem Tag recht unangenehm. Leider bringt bei kalten Füßen auch der warme Tee nicht so viel – außer ich kipp ihn mir vielleicht direkt über die Zehen 😉
In Lettland musste ich an dem Tag auch das erste Mal über die Autobahn fahren. Das hört sich jetzt allerdings schlimmer an als es ist. Auf der Fahrt von Pape nach Liepaja war das eher eine Bundesstraße mit einer Spur je Richtung und auch die Geschwindigkeit der Autos ist nicht schneller als sonst. Also bei weitem nicht das, was wir in Deutschland unter einer Autobahn verstehen.
Bis zur Hälfte der Strecke an diesem Tag war auch nicht wirklich viel los, nur vor der größeren Stadt Liepaja nahm der Auto- und Lastwagenverkehr deutlich zu und wurde etwas unangenehm und erforderte somit meine volle Konzentration.

In Liepaja hatte ich mir ein Zimmer in einem Hotel genommen. Da ich an dem Tag zeitig in der Stadt ankam, machte ich mich nach einer warmen Dusche zu Fuß auf und bestaunte die Aussicht von der Plattform auf der Dreifaltigkeitskirche, erkundete den zweitgrößten Markt und Markthalle von Lettland und schlenderte etwas durch die Stadt.


















Am Abend kaufte ich noch in einem Supermarkt ein und mir viel wie schon in Polen und Litauen auf, dass hier ein Radler auch Radler heißt. In Polen dachte ich mir noch, dass es Radler aufgrund der Nähe zu Deutschland heißt, aber in Lettland? Die haben hier echt ganz andere Varianten und eine große Auswahl.

Da mir die Stadt gefiel, verlängerte ich meinen Aufenthalt um eine weitere Nacht. Für mein Frühstück suchte ich mir eine Bäckerei und ich landete einen Glücksgriff – das Beste aus Polen und das Beste aus Litauen vereint in einem Cafe in Lettland. Es gab Törtchen und süße und herzhafte Teilchen – ein Träumchen! Sitzen konnte ich im Innenhof bei Sonnenschein, blauem Himmel und entspannter Musik.





Gestärkt ging es dann durch die Stadt zum Seaside Park von Liepaja und zum Strand, der wieder sehr leer war.









Liepaja hat nicht nur eine Küste und Strand an der Ostsee sondern auch einen See, der sich durch das Zurückziehen der Ostsee gebildet hat. Es ist ein Naturschutzgebiet und bietet einen Aussichtsturm, von dem aus man einen guten Blick auf den See hat. An dem Tag musste ich mich aber auch warm anziehen, da es ordentlich gewindet hat. Liepaja ist nicht umsonst die Stadt des Windes 😉



Am nächsten Morgen deckte ich mich noch mit leckeren Sachen vom Markt und dem Bäcker, in dem ich den Morgen zuvor gefrühstückt hatte, ein. In der Bäckerei habe ich die Angestellte gefragt, wie ich denn „Tschüss“ auf Lettisch sagen könnte. Sie sagte mir etwas, aber es klang für mich nur wie ein Zungenbrecher und ich konnte es nicht annähernd aussprechen. Auf einmal fragte mich ein Mann, der hinter mir in der Schlange stand auf Deutsch, ob ich Deutsche sei? Als ich dies bejahte, meinte er, dass er es mir aufschreiben würde und bat die Angestellte um einen Zettel. Nachdem ich es dann schriftlich vor mir hatte und ich noch ein paar Mal die Aussprache übte, saß es so halbwegs. 🙂
Die Route an dem Tag führte mich durch den Stadtteil Karosta. Karosta heißt wohl Kriegshafen und ist die größte historische Militärzone des Baltikums, die wohl zu sowjetischen Zeiten eine in sich abgeschlossene Stadt und nicht für die normale Bevölkerung zugänglich war. Die orthodoxe Kirche und die Plattenbauten direkt gegenüber ergeben schon ein eigenartiges Bild.


Entlang der Küste ging es dann für mich zur Nordmole und den Überresten der Nordfestung.






Als später wieder dunkle Wolken auf mich zukamen und es ein wenig anfing zu regnen, kam mir das Schild mit dem Hinweis, dass in 300 Metern ein Rastplatz am Strand ist, ganz gelegen. Ich hoffte darauf, dass er überdacht ist, sodass ich mich unterstellen und den Regen aussitzen konnte. Es kam noch besser! Es war eine Raststelle mit Toilette, überdachtem Picknicktisch, Volleyballplatz, Grill und das Beste: drehbare Liegestühle direkt in der Sanddüne. Kann es etwas schöneres geben?






Mittlerweile war die Regenwolke auch schon wieder vorübergezogen und ich konnte die Aussicht auf das Meer bei einem heißen Tee genießen. Die Pause wurde etwas länger – aber einen solchen schönen Rastplatz hat man nicht so oft. 🙂
Getoppt werden sollte das ganze nur noch vom Campingspot am Abend. Da ich an dem Tag ziemlichen Gegenwind hatte und schon fertig war, entschied ich mich nicht bis zu dem Campingplatz zu fahren, den ich mir ausgesucht hatte, sondern schon vorher auf einem anderen die Nacht zu verbringen. Der erste Campingplatz war direkt 30m neben einer Straße, was mir nicht gefallen hat. Beim nächsten auf Google eingezeichneten Campingplatz war gar keiner, wie mir der Hausbesitzer sagte. Der dritte Campingplatz , den ich anfuhr, war auf den ersten Blick nur eine Wiese mit einem Toilettenhäuschen. Aber es war eine Wiese oben auf der Steilküste mit Blick auf das raue Meer. Ich war weit und breit die Einzige dort. Auf einem Schild an der Auffahrt stand eine Telefonnummer unter der man sich melden soll, da es Privatgrundstück war. Ich rief an und 5min später kam eine junge Frau mit dem Auto vorbei, um die 5€ von mir einzusammeln, die eine Übernachtung hier kostet. Anschließend hatte ich die gesamte Wiese wieder allein für mich. Die Ausstattung mit Bänken, Tischen und einem Toilettenhäuschen war sehr einfach, aber der Ausblick war einfach genial. Und damit meine ich auch die Aussicht aus dem Toilettenhäuschen selbst 😉 .
An dem Tag windete es sehr, sodass ich mir für mein Zelt einen Platz hinter den Bäumen aussuchte, um es nicht voll dem Wind auszusetzen. Da es keine Dusche gab, zog ich mir meinen Bikini an und war fest entschlossen in der Ostsee baden zu gehen – bis ich mit den Füßen im sacke kalten Wasser stand. Dann entschied ich mich um: bis zu den Knien im Wasser und eine Katzenwäsche musste ausreichen. 😀











Beim Schreiben des Blogartikels und dem Revue passieren lassen des Tages, wird mir klar wie genial dieser Tag war. Da vergisst man direkt, wie kalt und anstrengend es war.
Den nächsten Morgen startete ich mit einem Frühstück auf der Steilküste und genoss den Ausblick, bevor es für mich dann weiter Richtung Ventspils ging. Der Himmel war noch sehr wolkenverhangen und grau und so packte ich mein Regenzeug mal sicherheitshalber nicht zu weit weg. Es war auch der erste Tag, an dem ich mit langen dünnen Handschuhen Rad gefahren bin, da ich morgens bei 12 Grad gestartet bin. Sobald sich die Sonne mittags durchgesetzt hatte, wurde es echt angenehm.
Im nächsten Ort Jurkalne, kaufte ich im kleinen Lebensmittelladen Wasser, sodass ich mir an dem Rastplatz an der Küste in diesem Ort erstmal ein Tee machen und auch mein Thermoskanne für die Fahrt mit Tee füllen konnte. So eine Teepause mit Aussicht hat was 😉


Die restliche Fahrt an dem Tag war recht eintönig und herausfordernd: gerade Straßen durch den Wald, Gegenwind und eine Kuhweide. Da half nur Podcast Folgen hören, um nicht ständig auf den Tachometer zu schauen und der Kilometeranzeige beim Hochzählen zuzuschauen. Leider gab es auch keine schönen Rastplätze, sodass die Einbuchtungen der einsamen Bushaltestellen herhalten mussten, um eine Pause machen zu können.

Ich hielt gerade an einer Einbuchtung an, als von dem kleinen Weg dahinter ein Auto vom Grundstück fuhr, neben mir anhielt und ein junger Mann auf dem Beifahrersitz die Scheibe runter drehte. Ein älterer Herr, wahrscheinlich sein Opa, auf der Fahrerseite fragte mich etwas auf Lettisch. Als ich ihnen sagte, dass ich nicht ihre Sprache spreche, übersetzte der Enkel. Wo ich denn herkomme, fragte er mich auf Englisch. Als ich antwortete: „Aus Deutschland“, schaute er mich an und fragte: „Aber nicht mit dem Fahrrad, oder?“. Als ich jedoch seinen Verdacht bestätigte, machte er große Augen und übersetzte es für den Opa in Lettisch. Dieser machte nicht nur große Augen sondern es viel im auch die Kinnlade runter. 😀 Und wo ich denn hin möchte. Ich antwortete: „Heute nach Ventspils. Aber ich möchte die nächsten Wochen noch nach Tallinn in Estland“. Dann sprachen die beiden etwas länger in ihrer Sprache und der Enkel schaute erst den Opa komisch an und dann schaute er nach hinten ins Auto und dann wieder fragend zum Opa. Ich wusste was jetzt für eine Frage kommen würde. „Sollen wir dich mitnehmen?“ Ich bedankte mich für das Angebot, aber schlug es aus, da ich ja gern mit dem Rad unterwegs bin und ganz ehrlich, ich hatte den gleichen Gedanken wie der Enkel: wo hätte denn bitte das Rad hinpassen sollen 😀 Sie wünschten mir noch eine gute Reise und fuhren. Einige Kilometer später hupte es auf der Straße hinter mir und ich fing schon an zu meckern, da ich in meinen Augen schon ganz rechts gefahren bin und nicht wirklich wusste, warum jetzt ein Auto hupt. Dann überholte mich das Auto und die beiden saßen drin und winkten mir zum Abschied zu. 🙂
Ungefähr 10km vor Ventspils hatte ich vom Wind und den Böen echt die Schnauze voll. Zum Glück kam ein Schild, dass ein Café in einer Windmühle in 600 Metern ankündigte. Genau das richtige für diesen Augenblick. Erstmal ein Stück Schokokuchen und einen Cappuccino, dann sieht die Welt schon wieder anders aus. 🙂 Mit so viel Zucker im Blut, waren die letzten Kilometer danach ein Klacks.

Nachdem ich in Ventspils angekommen war und mein Zimmer bezogen hatte, schlenderte ich etwas durch die Stadt und gönnte ich mir ein tolles Abendessen. Ventspils ist die Blumenstadt Lettlands und nach mehreren Kunstevents stehen in der Stadt überall teilweise lustige Kuhfiguren in Lebensgröße.














Da meine Unterkunft nicht weit vom Strand entfernt war, beschloss ich mir noch den Sonnenuntergang am Strand anzuschauen.






Am Abend entschied ich mich noch eine Nacht länger in Ventspils zu bleiben, um am nächsten Tag einen Ausflug mit dem Bus nach Kuldiga machen zu können, um mir u.a. den breitesten Wasserfall Europas anzuschauen. Auf der Busfahrt konnte ich feststellen, dass an den Gott verlassenen Bushaltestellen, an denen ich immer vorbei fahre, wirklich Leute ein- und aussteigen. Ich hatte vorher noch nie jemanden an einer Bushaltestelle außerhalb eines Ortes stehen sehen, aber anscheinend war ich immer nur zur falschen Zeit da.









Für den nächsten Tag stand die Fahrt zum Kap Kolka an. Das ist der Ort in Lettland, an dem die Rigaische Bucht auf die Ostsee trifft. Die Etappe sollte um die 90km lang werden, da jedoch für den Tag Rückwind angesagt war und es hauptsächlich auf einer geteerten Straße nur gerade aus ging, traute ich mir die 90km durchaus zu. Als Belohnung hatte ich mir eine ganz besondere Unterkunft ausgesucht. Am Kap direkt in den Dünen gibt es 5 Campingfässer mit einer Glasscheibe an dem einen Ende, sodass man einen direkten Blick auf das Meer hat.
Ich glaube es wird das einzige Mal seien, dass ich sage, dass mir eine Fahrt bolzengerade aus durch den Wald Spaß gemacht hat. Aber mit blauem Himmel, Sonnenschein, 17Grad morgens um 09:00 Uhr, wenig Verkehr, Rückenwind und 26/27kmh macht es durchaus Laune – fast schon Rennradfeeling. 🙂
Zwischendrin konnte ich Pausen an einem Fluss und am verlassenen Strand machen und mir am internationalem Zentrum für Radioastronomie von Ventspils eine Parabolantenne mit einem Durchmesser von 32m anschauen.








Von meinem Campingfass und vom Strand aus konnte ich einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachten und somit meinen 100. Tag auf Tour mit 99.6km an diesem Tag ausklingen lassen.












Bis zum nächsten Morgen hatte ich mich immer noch nicht entschieden, ob ich auf der Fahrt nach Riga noch einen Schlenker ins Inland machen oder eher an der Küste weiter fahren sollte. Ich war hin- und hergerissen. Eigentlich ganz einfach: ich mag das Meer und die Küste, aber irgendwie dachte ich, vielleicht mal etwas anderes zu sehen, könnte auch schön sein. Ich wollte die Entscheidung bis zum Abzweig nach 40km verschieben, aber im nächsten Café direkt am Strand 15km vom Kap Kolka entfernt, traf ich meine Entscheidung. Dort traf ich auf einen Australier, der in Riga ein Pub besitzt und der hier schon viel rumgekommen ist. Ich fragte ihn, welche Route er mir empfehlen kann und er bestätigte mein Bauchgefühl: Küste. Entlang der baltischen Küste führt auch ein Wanderweg direkt am Strand entlang und er ist vor einiger Zeit den Abschnitt von Riga zum Kap Kolka gelaufen und meinte, dass der Abschnitt , der mir bevor steht, sehr schön ist.
Also fuhr ich weiter und unterwegs bin ich fast in den Straßengraben gefahren, weil ich mich so erschrocken habe. Ich war wie immer halb im Trance vom geradeaus Fahren und sich wenig verändernder Landschaft, als plötzlich neben mir ein älterer Herr auf dem Rad auftauchte und mich ansprach. Für mich kam er aus dem Nichts und wer mich kennt, weiß wie schreckhaft ich bin. Das kann der doch nicht mit mir machen – sich so „ranschleichen“. 😀 Er fragte mich wo ich her komme und wo ich hinfahre. Außerdem war er der Meinung, dass ich mit Motor fahre, da er ein bisschen außer Atem war, um mit meinem Tempo mithalten zu können. Er war überrascht als ich auf meine Oberschenkel zeigte und meinte das diese beiden mein Motor sind. 😉
Ich fuhr an dem Tag bis Mersrags und baute dort auf dem Campingplatz als Einzige mein Zelt auf. Ich hatte die komplette Anlage für mich. Es gab sogar eine Küche mit Aufenthaltsraum – echter Luxus.









Am nächsten Tag kam der Abschnitt, der laut dem Australier so schön sein sollte und er war definitiv schön. Man fährt leider selten in den baltische Staaten direkt an der Küste entlang mit Blick aufs Meer, da meistens immer der Wald dazwischen ist. Aber an dem Tag war der Abstand zum Meer nur wenige hundert Meter weit und teilweise hatte ich sogar Meerblick. Also konnte ich immer wieder Abstecher zum Meer machen und dort an den Aussichtspunkten oder Rastplätzen eine Pause einlegen.






Für die Nacht hatte ich mir einen Campingplatz am Ortseingang von Jurmala rausgesucht, dem Badeort vor Riga. Der Campingplatz selbst war nicht die Wucht, aber er war nur wenige Meter vom Meer entfernt. An dem Tag war es endlich mal wieder richtig schön warm, sodass ich nach Wochen mal wieder in kurzer Hose und T-Shirt fahren konnte. Deshalb dachte ich mir, dass ich es nochmal mit dem Badengehen in der Ostsee versuche, wenn es schon einmal 23 Grad Außentemperatur hat – wärmer wird es nicht mehr werden. Also Bikini an und nächsten Versuch gestartet und dieses Mal war ich im Wasser, auch wenn nur für kurze Zeit, da das Wasser leider immer sehr kalt war. 😀 Da so tolles Wetter war und ich die Zeit am Strand noch nutzen wollte, bevor es am nächsten Tag in die Hauptstadt Riga gehen sollte, legte ich kurzerhand ein Picknick am Strand fürs Abendessen ein und konnte anschließend bei einem Strandspaziergang den Sonnenuntergang bestaunen.








Da ich nun an der Küste bin, die nach Osten gerichtet ist, bietet es sich natürlich an den Sonnenaufgang zu beobachten. Da ich durch den Autoverkehr sowieso schon kurz nach halb sieben wach war, stand ich auf, lief die wenigen Meter zum Strand und konnte einen kleinen Feuerball direkt über dem Meer aufsteigen sehen. Mit mir waren nur eine handvoll Menschen am Strand.



Die Fahrt nach Riga war recht unspektakulär, da von Jurmala nach Riga ein Radweg abseits des Autoverkehrs führt. Ein Highlight gab es jedoch: auf Komoot hatte ich gesehen, dass jemand direkt am Strand eine Radroute eingezeichnet hatte. Ich hatte bereits am Abend zuvor gesehen, dass viele mit dem Rad direkt am Strand fahren, da der Sand unten am Wasser sehr hart ist. Das wollte ich auch – einmal direkt am Wasser fahren und die Kette musste ich sowieso mal wieder reinigen, also kam es auf die paar Kilometer Sand nicht an. 😉 Herrlich so mit direktem Blick aufs Wasser. Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich mich mal über das Fahren im Sand freue 😀

Da es bis nach Riga nur entspannte 40km waren, kam ich entsprechend früh in Riga an und machte mit dem Rad gleich noch einen Abstecher in die Altstadt. Ich war überrascht wie leer die Altstadt war und beschloss nachmittags, nachdem ich in meinem Appartement eingecheckt hatte, nochmal in die Stadt zu kommen, da am Samstag bestimmt mehr los sein würde. Aber auch heute war es in der Stadt echt entspannt und überhaupt nicht voll – sehr angenehm.





















Ganz besonders gut hat mir der Markt in den alten Zeppelinhallen in Riga gefallen. Es gibt dort echt alles zu kaufen – von Klamotten, über Töpfe bis Gewürze, Brot und Backwaren, Obst, Gemüse, Milchprodukte, Fisch und Fleisch.







Da heute nochmal richtig schönes Wetter war, nutzte ich das und ließ den Nachmittag bei einem Cider in einem Café auf der Dachterrasse eines Einkaufzentrums ausklingen.


Noch ein kleiner Hinweis: Ich habe nun neben der Übersicht mit meinen Übernachtungspunkten auch den Link zu meinem GPS Track auf der Blogseite Statistik und Route ergänzt.
Danke für die Reiseberichte,es ist wirklich Wahnsinn was Du dort siehst.
Ich glaube für die Anstrengungen wirst Du auch entschädigt mit sehr schönen Ausblicken.
Morgen gehen wir auf Tour, Elberadweg von Schmilka flussabwärts bis Torgau.
Mit Schlafsack und Zelt!
Wir wünschen Dir gute Fahrt ,
Sind schon gespannt auf den nächsten Bericht von Dir.
Die Klitzschner
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Sehr schön geschrieben, sehr schöne Fotos und natürlich eine schöne Radroute. Ich bin sie 2015 gefahren, nur umgekehrt. Alles Gute und viel Wind von hinten.
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