Kleiner Probeabstecher nach Polen

Nach den zwei Wochen zu zweit, ging es für mich wieder alleine weiter – dieses Mal entlang des Oder-Neiße Radweges. Um zum Radweg zu kommen, musste ich erst von Fürstenwalde / Spree nach Frankfurt Oder fahren und teilweise fuhr ich dabei wieder einen Teil entlang des „Tour Brandenburg“ Radweges.

Der Oder Neiße Radweg führt die ganze Zeit entlang der dt.-polnischen Grenze und von Frankfurt Oder war Polen nur noch eine Brückenüberfahrt entfernt. In Frankfurt Oder gab es nur einen kleinen Campingplatz am Hafen, sodass ich mich dort für eine Nacht einbuchte, nachdem ich noch eine kleine Runde durch die Stadt gedreht habe.

Der nächste Tag startete damit, dass ich versuchte in Frankfurt Oder im Fahrradladen Ersatzteile für mein Schutzblech zu bekommen, jedoch ohne Erfolg. Anschließend war die Tour an diesem Tag etwas anstrengend und eintönig, da es 20km immer nur gerade aus entlang des Dammes ging. An diesem Tag war es echt sehr heiß und auf dem Radweg gab es keinen Schatten. Aber vielleicht lag es auch eher daran, dass ich die Nacht nicht viel geschlafen hatte, da der Holländer im Nachbarzelt gefühlt den ganzen Regenwald abgeholzt hat und selbst Oropax nicht geholfen haben. Als ich dann endlich am Ziel für diesen Tag angekommen war, wurde ich erst einmal von Pittiplatsch und Schnatterinchen begrüßt. 😀

Die nächste Etappe wurde schon abwechslungsreicher, denn ich fuhr in und durch den Nationalpark Unteres Odertal. Meine Tiersichtungsstatistik habe ich an dem Tag definitiv aufgebessert. Auf dem Radweg kreuzten sich die Wege von mir und 3 Hasen, einem Reh und 4 Storche. Außerdem fuhr ich durch mehr Ortschaften, deren kleine Lokale zum Verweilen einluden. Das Ziel für den Tag hieß Schwedt/Oder, wo ich auch nochmal einen letzten Versuch unternahm an das Ersatzteil für meine Schutzblech zu kommen – leider wieder ohne Erfolg. Also habe ich es mir jetzt online nach Usedom in einen Paketshop bestellt.

Als ich am nächsten Morgen auf dem Campingplatz im Wassersportzentrum in Schwedt/Oder aufwachte, musste ich feststellen, dass auf meinem Zeltdach nun die Hauptverkehrsroute einer Ameisenkolonie entlang fuhr. Anscheinend habe ich das Zelt auf oder neben einem Ameisenhaufen aufgebaut. 😀

Den Tag zuvor hatte ich mich bereits entschieden einen kleinen Probeabstecher nach Polen zu machen, da Stettin mit 20-30km Entfernung von der Grenze quasi fast auf dem Weg lag. Da ich nach Usedom den Ostseeküstenradweg weiter nach Polen fahren möchte, war es eine gute Gelegenheit mal zu schauen, wie gut ich in Polen zurecht komme. Also ging es nach 40km auf dt. Seite dann über die Grenze auf die polnische Seite und schon nach den ersten Metern bin ich falsch gefahren 😀 Aber das war egal, da der neu gebaute Radweg, der auch noch zum Teil in der Entstehung war, zum gleichen Abzweig führte, wie die eigentliche Route. Nur stark hügelig war die Route, sodass es etwas anstrengender wurde.

In Polen gibt es noch nicht viele Langstreckenradwege, aber ein paar wenige gibt es. Auch in der Stadt wird an jeder Ecke gebaut und es entstehen immer mehr Radwege, sodass man auch gut durch die Stadt als Radfahrer kommt.

Leider gab es von Deutschland noch keinen guten durchgängigen Radweg nach Stettin. Nur der Radweg von der Grenze bis zu den Vororten so ca. 5km vor Stettin waren super, danach wurde es grauenhaft. Kaputte Betonplatten oder Pflastersteine, die unterschiedliche Höhen hatten, Löcher in den Wegen, hohe Bordsteinkanten,… . Es war also von „Yeahhh- geilo“ bis „Was für ein Mist – wer hat das hier als ein Radweg deklariert?!“ alles dabei. 😉 Aber wie gesagt, an jedem Ende in Stettin wird gebaut und es entstehen immer mehr tolle Radwege. Wenn das Netz mal fertig ist und die Radwege mit einander verbunden sind, wird das bestimmt toll.

In Stettin hatte ich mir ein kleines, sehr schön eingerichtetes Appartement in der Altstadt genommen, um die Stadt am nächsten Tag entspannt erkunden zu können. Am Abend lief ich noch ein wenig durch das Viertel und machte mich auf die Suche nach einem Pierogie Laden. Pierogies sind kleine Teigtaschen mit unterschiedlichen Füllungen und sind ein typisch polnisches Essen.

Am nächsten morgen startete ich mit einem tollen Frühstück in einem Café um die Ecke und machte mich dann auf die Sightseeingtour durch Stettin. Es ist als Tourist ziemlich einfach die Stadt zu erkunden, denn es gibt eine Tour, die mit roten Strichen auf dem Gehweg in der Stadt markiert ist. An Sehenswürdigkeiten ist immer die Nummer aus der Karte auf dem Gehweg aufgemalt und am Gebäude informiert eine Infotafel darüber, was man gerade vor sich sieht.

Am Abend machte ich mich weiter mit der polnischen Küche vertraut – es gab eine rote Beete Suppe und anschließend wieder Pierogies, dieses Mal mit einer Pilz-Sauerkraut Füllung. 🙂

Nach der zweiten Nacht ging es auch schon wieder zurück nach Deutschland. Dieses Mal über einen anderen Radweg, der auch mitten durch die Stadt ging und dann zur Grenze führt. Zunächst führte er durch die Stadt und eine Parkanlage zum Teil mit neu angelegten und asphaltierten Radwegen, doch dann endeten diese und es wurde abenteuerlich, da die Wege mehr einem Trampelpfad mit tiefen Sand ähnelten als einem Radweg. Außerdem fehlte seit dem Start in der Stadt jegliche Beschilderung, obwohl es ein offizieller Langstreckenradweg war. D.h. eine Karte sollte man immer dabei haben. Ich machte mich schon auf das schlimmste gefasst, aber es kam anders. Als ich aus der Stadt raus war, führte meine Route wieder auf einen neuen Radweg, der noch in den letzten Zügen fertig gestellt wird und hier gab es dann auch eine Beschilderung und mehrfach auch einen Radrastplatz inkl. Servicestation. 🙂

Als ich dann wieder auf deutscher Seite war, dachte ich eigentlich, dass die Radwege wieder gut sind und ich entspannt durch die Uckermark nach Bellin bei Ueckermünde fahren kann. Aber weit gefehlt. Da gestern sehr starker Wind war und auch Windböhen mit bis zu 50km/h angesagt waren, folgte ich nicht dem Oder-Neiße-Radweg sondern dem R66, der auch noch auf der Karte eingezeichnet war, sodass ich den Wind nicht frontal von vorn hatte. Ihr ahnt es – das war keine gute Idee. Schon nach dem letzten Wohnhaus, bestand der Weg nur aus tiefen Sand. Also schob ich mein Rad ein Stück, da es immer wieder beim Fahren ins Schlingern kam. Da der Weg nach einem Stück besser wurde, dachte ich, dass ich ihn weiter fahren kann. Leider war dem nicht so. Er ging in den Wald und der Weg bestand irgendwann nur noch aus 2 schmalen Sandpfaden und in der Mitte Gras. Ich versuchte vergeblich, auf dem Gras zu fahren, aber ohne Erfolg. Immer wieder rutschte mein Rad runter in den Sand und kam wieder ins Schlingern. Also dachte ich, dann schiebe ich halt mein Rad – auch keine gute Idee, denn kaum bin ich abgestiegen, kamen auch schon die Mücken und genossen ihr Festmahl. Und das obwohl ich morgens in Autan förmlich gebadet habe. Also ging es im Schneckentempo dann doch wieder fahrend weiter. Bisher war ich auf meiner Tour immer entspannt und habe die Dinge so genommen wie sie kamen, aber heute war es zu viel und ich war die ganze Zeit nur noch lautstark am Fluchen – und wer mich kennt, weiß, dass ich sehr viel fluchen kann. Naja war ja zum Glück niemand im Wald. Wenn doch, hat er sich wahrscheinlich auch nur gedacht: „Was hat die denn für Probleme?!“. 😀

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie froh ich war, nach ca. 30min wieder einen geteerten Radweg unter meinen Rädern zu haben und so ging es dann durch die Uckermark nach Bellin ans Stettiner Haff.

Heute sollte es eigentlich mit der Fahrradfähre nach Usedom gehen, leider fährt diese heute nicht und außerdem ist starker Wind angesagt, sodass ich mich entschieden habe, hier einen Tag länger zu bleiben und morgen dann aber nicht die Fähre, sondern mit dem Rad nach Usedom zu fahren. Meine Pakete kommen erst Anfang nächster Woche an, sodass ich gerade eh noch Zeit überbrücken muss. 🙂

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