Beim Schreiben des Beitrags liege ich auf einem Palettensofa auf dem Balkon meiner Freundin Martina in Köln und genieße die noch angenehmen Temperaturen bei einem Kaffee. Das Leben kann so schön sein 🙂
Aber von vorn: letzten Sonntag hieß nach drei Tagen Verschnaufspause in Mainz wieder rauf auf den Sattel und weiter entlang des Rheins Richtung Norden. Zum Wiedereinstieg gab es eine kurze Strecke bis nach Rüdesheim – einem kleinen Ort am Rhein mit Weinbergen und Fachwerkhäusern. Da die gefahrene Distanz mit nur 35km kurz war, blieb nach dem Zeltaufbau noch Zeit etwas durch den Ort zu schlendern.



Da man hier auch schöne Touren durch die Weinberge machen kann, entschied ich mich für zwei Nächte auf dem Campingplatz. Am nächsten Morgen beim Frühstück machen, lernte ich ein Mädel kennen, die mit ihrer Schwester auf einem Roadtrip ist und auf dem selben Campingplatz gezeltet hat. Wir unterhielten uns ein wenig über meine Tour und als sie erfuhr das ich Richtung Norden fahre, gab sie mir kurzer Hand ihre Nummer. Wenn ich in Hamburg bin soll ich mich bei ihr melden, dann könne ich bei ihr schlafen. 😉
Frisch gestärkt hieß es zunächst den Regen auszusitzen. Da der Platz nicht wirklich auf Zelter ausgerichtet war, verbrachte ich mehrere Stunden auf der einzigen Sitzbank auf dem Campingplatz unter einem kleinen Dachvorsprung. Hier hatte ich gerade noch einen Balken beim WLAN Empfang, sodass ich die Zeit für die Vorbereitung des Radurlaubs mit meinem Freund entlang des Radweges „Tour Brandenburg“ nutzen konnte. Nach einiger Zeit hatten zwei andere Camper jedoch mit mir Mitleid und boten mit an, dass ich mich unter die Markise ihres Wohnmobils setzen könnte, da es dort doch viel angenehmer wäre und sie die Plätze selbst nicht brauchten, da sie gerade dabei waren den Platz mit den Rädern zu verlassen. Wie nett 🙂
Jedoch nutzte auch ich das bessere Wetter und machte am Nachmittag noch eine Tour in die Weinberge. Rauf ging es mit der Gondel und runter zu Fuß 🙂






Am nächsten Morgen hieß es dann einen neuen persönlichen Kilometerrekord aufzustellen. Ich musste 75km bis nach Koblenz fahren. Warum? Weil in Rheinland-Pfalz leider immer noch nicht die Sanitärgebäude auf den Campingplätzen geöffnet werden dürfen und somit die Plätze nur autarke Camper beherbergen dürfen. Jetzt fragt ihr euch: „Moment Mal, Koblenz ist doch auch Rheinland-Pfalz?!“ – Richtig. Das habe ich mich auch gefragt. Als ich am Campingplatz an der Mosel in Koblenz angekommen bin, löste sich jedoch das Rätsel. Der Campingplatz protestiert gegen die Öffnungsregeln vom Land, da Saunen geöffnet sind aber eben die Sanitäranlagen auf den Plätzen nicht. Glück für mich 🙂
Diese Etappe ging immer entlang des Mittelrheins durch die kleinen Ortschaften, auf dessen Berge immer mindestens eine Burg thronte. Zum Glück wurden es an dem Tag nicht wie bei den letzten Etappen immer ungewollt viele Mehrkilometer, denn verfahren ist hier recht schwer. Es gibt nur den Rhein in der Mitte und links und rechts davon jeweils eine Straße 😉 Das wars.



Zum ersten Mal war ich nicht die einzige Radreisende auf dem Campingplatz und so tauschte ich mich am nächsten Morgen bei einem Frühstück im Campingplatz Restaurant über die bisherige Reise mit dem anderen Radreisenden aus. Komischerweise fahren die Radreisenden, denen ich unterwegs begegne, alle Richtung Süden. Könnte eventuell mit der aktuell vorherrschenden Windrichtung zusammenhängen. Irgendwann werde auch ich mal Rückenwind haben 😉
Am freien Tag erkundete ich etwas Koblenz und die Mosel, die hier in den Rhein fließt.







Da ich es nicht in einem Zug bis nach Köln schaffte, war noch einmal ein Stopp in Rheinland-Pfalz eingeplant. Langsam wurden die Täler am Rhein auch wieder breiter und es wurde etwas abwechslungsreicher: Weinberge, Wiesen, Kirschbaumplantagen, … aber die Burgen und Schlösser blieben 🙂





Vor der Altstadt von Andernach traf ich eine rüstige, ältere Frau, die mich auf mein Ziel für die heutige Etappe ansprach. Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass sie selbst mit Ihrem Mann sehr viele Radwege schon selbst gefahren ist. Alle Radwege die ich erwähnte, kannte sie bereits von eigenen Touren. Früher sei sie auch mit soviel Gepäck unterwegs gewesen, aber heute fährt sie mit E-Bike und übernachtet in Pensionen. Leider erinnerte ich sie mit meiner Tour auch sehr an ihre eigenen Touren und so stand sie weinend vor mir, da wohl ihr Mann verstorben war und sie nun niemanden mehr hat, mit dem sie auf Tour gehen kann. In Ihrem Bekanntenkreis ist wohl keiner für eine Tour mit dem Rad zu begeistern. Deshalb empfiehl ich ihr die ADFC Mitradelzentrale, die ich in Vorbereitung auf meine Tour entdeckte. Sie meinte, sie würde gleich mal Ihren Sohn mit einer Recherche beauftragen 😉 Es wäre doch gelacht, wenn sich niemand finden würde.
Das Ziel für den Tag hieß Unkel – einem kleinen Ort, in dem sich viele Künstler niedergelassen haben. In Unkel übernachtete ich in einer kleinen urigen Pension mit einem Gasthof, da ich keinen weiteren Campingplatz entlang des Rheins in Rheinland-Pfalz finden konnte, der auch gegen die Öffnungsschritte protestiert. 😉 Den Tag ließ ich bei einem Glas Wein und einem leckeren Essen im Gasthof ausklingen.









Als nächstes Ziel hatte ich mir Köln gesetzt, um meine Freundin und ehemalige Nachbarin aus Stuttgart-Stadtmitte Zeiten zu besuchen. 🙂 Die Tour ging vorbei immer entlang des Rheins vorbei an Bonn bis nach Köln Nippes. Hier werde ich erst einmal ein paar Tage verbringen, bevor es dann nächste Woche weiter geht.





moin susann,
ich bin‘s, martin aus pegegiai und silute und der netten fährfahrt über‘s haff.
da ich gestern auf der fähre zeit hatte, hab ich deinen blog finden können. eine schöne reise machst du, ziemlich entspannt, scheint mir.
tja, ich habe mich dann doch zur rückreise entschieden und bin dienstagabend in liepaja auf die fähre. damit habe ich in den baltischen ländern den kreis geschlossen. hatte auch für heute eine zugfahrkarte nach zittau (deutsch/polnisch/tschechisches grenzdreieck) gebucht, um in ostritz meine familie zu überraschen, die dort bei einem enkel zu dessen einschulung zusammen kommt. aber, plan und wirklichkeit passen ja nicht immer zusammen. sch…. bahnstreik! nach einer nacht in meiner hängematte in einem park in lübeck sitze ich jetzt in einem der wenigen züge, die heute fahren, und denke es bis tostedt (hinter hamburg) zu schaffen. dort wohnt die 2te tochter, mit der ich dann am abend per auto (und ohne rad 🙁) zur feier fahre.
ich denke, ich werde dann mit ihr auch zurück kommen und nächste woche entspannt die letzten 500 km nach hause radeln.
die letzten tage in litauen und lettland waren noch richtig schön, mit tollen erlebnissen.
und gutem gegenwind 😉, da hilft nur mein neues motto: gegen wind und andere widrigkeiten im leben hilft nur beharrlichkeit.
ich wünsche dir weiterhin eine gute reise!!!!!!
so long and keep on rockin in a free world
martin
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Hallo Martin, schön von dir zu hören. Ich bin heute auf den Weg nach Liepaja unf kann ein Lied vom Gegenwind singen 🙂 Manchmal hilft auch ihn anschreien 😁 Jedenfalls geht es mir dann besser 😉
Die Küste von Lettland gefällt mir bisher echt gut und ich werde nun auch hoch nach Kolka und dann nach Riga fahren. Bin gespannt wie die Tour wird.
Dann hoffe ich, dass du heute gut bei der Familie ankommst und du eine schöne Zeit mit ihr verbringst.
Liebe Grüße Susann
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